Über Richard Alexander Heckert.
Amoklauf der Popkultur. In der Popkultur.
Was soll das denn? Was soll uns das sagen? Was will uns der Künstler damit sagen?
Ist doch egal. Es ist doch egal, was der Künstler damit sagen will. Es ist doch viel wichtiger, dass er erkannt hat, dass es etwas zu sagen gibt. Dass es die Notwendigkeit gibt, was in unserer Gesellschaft existiert, auch auszudrücken, sichtbar zu machen, erfahrbar zu machen. Zum Beispiel die Verworrenheit, die Überflut, das Versinken des Kleinen und Ruhigen im Großen und Lauten, die Superlative von allem.
Superlativismus
Wir sind nicht mehr gut, wir sind am Besten, am Größten, am Tollsten, am Wichtigsten, am Billigsten, am Innovativsten, wir sind die geilste Scheiße von allem. Wie kann das sein? Was ist denn eigentlich los mit unserer Welt, wenn wir keinen Raum mehr für Zeit haben? Würden sich nicht Kant und Einstein theoretisch in ihren Ruhestätten umherwälzen, wenn sie wüssten, dass wir heute ihre untrennbar vereinten Konzepte einfach wieder auseinanderstückeln? Wir haben keine Zeit mehr. Wir erleben sie. Wir erleben alles, immer, überall. Alles wird zum Fest, Feast, Fiesta. In was für einer Welt leben wir eigentlich?
Ich weiß es nicht. Oder vielleicht nur in Ansätzen. Aber Richard Alexander Heckert weiß es. Oder vielleicht auch nur in Ansätzen, aber diese Ansätze teilt er mit uns. Pop-Amok. Die Gegenthese zum kommerziellen Pop. Der Blick des Künstlers auf uns, die Gesellschaft. Das Auge der Gesellschaft, nicht wahr, Herr Dix? Vielleicht glauben wir, dass wir das nicht verstehen. Aber wir verstehen es doch sehr wohl. Die Kunst verstört uns? Dann haben wir sie verstanden. Wir sind verstörend, verstört. Nicht mit dem ästhetischen Intellekt nehmen wir wahr, sondern mit empathischem Herzen. Wahrnehmen statt sehen. Erleben, aber rudimentärer, existentieller als jedes Festival es sein könnte. Kunst. Das ist unsere Freiheit.
Zuviel. Oder?
Pop-Amok erscheint als Durcheinander, als Chaos, als Überborstendes und Zerberstendes, als Kraft und Energie, die nicht weiß, wohin sie will oder soll. Gefangen in den Dimensionen des Papiers und den Dimensionen der betrachtenden Gedanken. Die Energie ist spürbar, weil sie von uns kommt, weil sie wiedergegeben wird in wilden Farben, in den Details, in den so vielen vielen Details, dass das Auge nicht mehr mitkommt. Die Kunst ist deshalb sozial, mitten in der Gegenwart, aus dem Jetzt, für das Jetzt. Die Kunst ist immer jetzt. Hier. Und auch darüber hinaus. Lokalkolorit? Ja. Doch nicht für immer. Der Verdruss, der Missmut, das Fehlen einer kohärenten Identität, wie sie uns mal nachgesagt wurde. Arbeit. Arbeit. Arbeit. Irgendwie sind die alten Phrasen hier ein Stück länger geblieben. Und dann wurde uns gesagt, wir sollen nun anders sein. Es gibt nämlich keine Arbeit mehr. Aber das ist alles, was wir können. Nein, ihr könnt auch Kultur. Ach so. Das wussten wir halt vorher nicht. Darf ich da auch meinen Helm aufsetzen und meine Lampe mitnehmen?
Es ist müßig. Enttäuscht, dass wir nicht sein dürfen, wie wir wollen, trotzig, dass ich nicht bin, was ich sein kann, weil keiner weiß, was das ist, das Ich. Das Sein.
Ich und Kunst
Also doch wieder die Kunst. Auch wenn viele an ihr vorbeigehen, auch wenn Pop-Amok radikal-sozialexpressionistisch ist und weiterhin Gesichter des Missmuts davor stehen, auch wenn die Kunst als außerhalb wahrgenommen wird, sie ist es nicht. Sie verdient das Selbstbewusstsein zu sagen: Ich bin scheißengeil. Ob mit oder ohne Lokalkolorit. Ich bin so, weil ich da bin, weil ich für euch da bin, weil ich das Auge bin, das ihr braucht oder sucht. Ich bin da.
Ich bin da.