Der Gründungsmonitor 2012 wurde veröffentlicht. Neben der – nicht überraschenden – Feststellung, dass es im letzten Jahr weniger Gründungen gab, de facto sogar so wenig Gründungen wie seit dem Jahr 200 nicht mehr, interessierte mich vor allem eine Zahl: 31.
Zurück in die Vergangenheit
Es ist nur verständlich, dass die Zahl der Gründungen zurückgegangen ist, da sich die Fördermöglichkeiten stark nach unten verändert haben. Auf der anderen Seite: sollte nicht eigentlich eine herausfordernde Ausgangssituation das Gründen erst recht beflügeln? Dass auf dem Arbeitsmarkt auf einmal wieder mehr Arbeitsplätze zur Verfügung standen und die Gründungen bei gleichzeitiger Gründungszuschusskürzung zurückgingen, bringt bei mir die Frage auf: Warum werden alte, starre Systeme gefördert? Ich bin keine Verschwörungstheoretikerin, aber es macht mich, ehrlich gesagt, nicht gerade gut gelaunt, anzunehmen, dahinter stecke ein System. Das alte System, dass sich durch ein neues, dynamisches, ideenreiches Denken und Handeln nicht bedroht wissen will.
Und irgendwie sprechen die Zahlen dafür, dass es funktioniert. Denn was die Zahlen eigentlich aussagen ist: Selbstständigkeit ist mir zu unsicher. Ich gehe zurück in ein geregeltes Arbeitsleben. Erschreckend! Denn auf dem Arbeitsmarkt ist, wie wir alleine in den vergangenen 10 Jahren gelernt haben, nichts mehr für die Ewigkeit. Und die ebenso brennende Frage in mir: Wovor haben die GründerInnen denn Angst? Das sollte uns alle interessieren! Wovor haben GründerInnen oder ArbeitnehmerInnen so eine große Angst, dass sie lieber in ein altes System zurückgehen, dass ihnen eigentlich keine Sicherheit mehr geben kann (und will)?
Was wollen Sie? Gründen? Witzig.
Was der Gründungsmonitor für mich deutlich zeigt: Es liegt nicht an den fehlenden Zuschüssen (die erleichtern einen Einstieg zwar und sind gerade bei Gründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus bestimmt auch notwendig), aus meiner Sicht liegt es an dem Fehlen einer angemessenen Betreuung, Beratung, positiven Unterstützung. Dauerhaft. Nicht nur in den ersten 3 Monaten der Planung oder der bürokratischen Umsetzung. Es liegt, so wie ich das sehe, am fehlenden Mut, an einer erlebten Unsicherheit. Warum erlebte Unsicherheit? Weil es rein von den Fakten her keine Unsicherheit gibt. Wir fallen alle weich (es gibt Ausnahmen, ich weiß). Aber in der Regel fallen wir alle weich. Wir werden von einem sozialen System aufgefangen.
Warum also erleben wir uns nicht als in (Gründungs-)Sicherheit?
Ehrlich gesagt: ich habe keine Antwort auf diese Frage. Ich bin freiberuflich. Und selbstständig. Und mehr als einmal habe ich den Gedanken gehabt, doch wieder in eine Anstellung zurückzugehen. Verlockende, falsche Sicherheit. Der Ruf der Sirenen.
Das Gute: Mein Unterbewusstsein, ich könnte auch sagen mein Ich, hindert mich daran. Denn mein Ich weiß, dass ich meinen Weg gehe, auch wenn ich den in aller Unsicherheit nicht immer sehe. Warum ich das weiß? Weil ich unterstützt wurde, weil ich darum gebeten habe und weil ich dafür gesorgt habe, dass ich Förderung bekomme, aus unterschiedlichen Richtungen, nicht nur finanzieller Art. Denn viel wichtiger als die Finanzierung ist die Betreuung bei der Frage: Was mache ich damit? Wieviel brauche ich zum Leben? Wieviel will ich brauchen? Wie schaffe ich es nach dem Anfang? Was für Möglichkeiten habe ich, wenn ein Auftrag nicht kommt? Wie kann ich lernen, mir selbst und meinen Netzwerklern zu vertrauen? Brauche ich ein Team, mache ich das alleine?
Dafür brauchen wir Unterstützung. Um uns selbst zu helfen und eigenständig, selbstständig und selbstbewusst aufzustehen und „unser Ding“ zu machen. Das Herausfordernde, nein, diesmal benenne ich es tatsächlich als Problem: Wir lernen in keiner einzigen Bildungsinstitution, zu uns selbst zu finden, eine eigenständige Persönlichkeit zu entfalten. Was mir stattdessen lernen: Wie wir im System funktionieren.
31. 31 %. Das ist die Zahl der Gründungen, die nach 3 Jahren wieder verschwinden. Ein Drittel. Wenn diese Zurückgehenden bessere Kompetenzen mit sich bringen als andere, zum Beispiel, warum werden dann diese Kompetenzen nicht grundsätzlich, bei allen gefördert? Ich bin immer wieder überrascht, manchmal traurig, manchmal wütend, wie wenig Mut unseren Studierenden gelassen wird, etwas Anderes zu machen als es in den Studienordnungen steht. Ich bin da nicht alleine mit dieser Meinung. Julian Nida-Rümelin sieht es sehr genau so. Wir hatten das mal anders gedacht, die Bildung und freie Entfaltung und so.
A New Dawn
Und immer wieder wird mir klar: Da muss sich dringend, DRINGEND etwas ändern! Wir können nicht von uns und unseren Kindern verlangen, dass alles, was uns vorgesetzt wird, einfach so hingenommen wird und dass sich niemand dagegen regen wird. Also wenn Sie mich fragen: Ich rege mich. Zuerst rege ich mich auf und dann rege ich mich in der Form, dass ich die Systeme nicht auf mir sitzen lasse. Wenn Sie sich auch aufregen und sich auch regen wollen, dann schließen Sie sich mir gerne an.
Die Zeit für eine Neuorientierung unseres Bildungssystems ist gekommen! Auffi.